Komplexe Gesundheits- und Pflegegebäude profitieren von effizienten Wegleitsystemen.
Wo, bitte, finde ich die Toiletten?“ Diese Frage nimmt Dr. Birgit Dietz, Architektin (TU München, Fakultät für Architektur und Fakultät für Medizin) oft als Ausgangspunkt für ihre Studien zur zielgruppengerechten Signaletik. Bei einer gelungenen Signaletik wäre die Frage überflüssig – und doch hört man sie häufig. Was aber ist gute Signaletik?
Die Theorie: Wahrgenommenes wird auf physischer, psychischer, sozialer und kultureller Ebene gefiltert. Menschen nehmen also unterschiedlich wahr, je nach persönlichem Hintergrund (Alter, Krankheit, Geschlecht, Bildungsstand, kultureller Hintergrund).
Viel mehr als ein Beschilderungssystem
Konventionell wird Signaletik nur als Beschilderungssystem verstanden – sie kann jedoch viel mehr sein. Signaletik deckt das gesamte Feld der räumlichen Orientierung ab. Sie dient als Werkzeug, um ein Gebäude für jeden Menschen verständlich zu machen und ist damit Informationsarchitektur. Signaletik soll Klarheit erzeugen, indem sie Übersicht verschafft und Assoziationen weckt und ohne Vorkenntnisse interpretiert und verstanden werden kann. Kenntnisse aus Psychologie, Farbenlehre und Architektur fließen in die Ausarbeitung ein. Farben, Materialien und Formen werden zu Informationsquellen.
Die Signaletik sollte bei einem Neu- oder Umbau möglichst früh mit geplant werden. Für den Grafiker bleibt so die Möglichkeit, sich mit architektonischen
Vorgaben auseinanderzusetzen. Ein interdisziplinärer Planungsablauf von Anfang an ist ideal. Was muss der Architekt beachten, was der Grafiker? Wie kann das architektonische Konzept bereits zu einem frühen Zeitpunkt das Leitsystem durch das Gebäude beeinflussen, und was bedeutet dies für den Entwurf? Es ist also zum gebäudeplanerischen Masterplan auch ein signaletischer Masterplan erforderlich. Durch geschickte Architektur kann bei Neubauten eine komplizierte Signaletik vermieden werden, und sogar während der Bautätigkeit kann gute Signaletik zur Effizienzsteigerung eingesetzt werden.
Signaletik kann aber nicht nur Orientierung, sondern auch Identität schaffen. Material und Farbe, die für die Signaletik eingesetzt werden, können auch als Visitenkarte für das Gebäude dienen. Corporate Design gilt als Identitätsstiftung und auch die Signaletik kann diese Identitätsstiftung unterstützen. Für Bauherren, Architekten und Grafiker ein schwieriges Zusammenspiel von Ideen und konzeptionellen Ansprüchen.
Durchdachte Prozesse sind Voraussetzung
Gut durchdachte Prozesse sind eine wichtige Voraussetzung für die Konzeption der Signaletik. Auch die beste Signaletik kann ungünstige Prozesse nicht mehr «heilen». Gute geplante Prozesse können jedoch wesentlich durch die Signaletik unterstützt werden, die dadurch zur Effizienz beiträgt und zu einem reibungsloseren Ablauf der Prozesse führen kann. Sind Räume und Flure so angeordnet, dass die meisten Menschen den Weg intuitiv finden, kann die Signaletik dezenter gestaltet werden. Unübersichtliche Gebäude, komplizierte Strukturen, Anzeigetafeln am falschen Ort oder mit zu viel Inhalt (mehrsprachig), wenigen oder unverständlichen Piktogrammen sind in vielen älteren Gebäuden jedoch eher die Regel. Oft werden Prozesse neu definiert, und Gebäude an veränderte Prozesse angepasst. Auch die Signaletik, muss dabei angepasst werden und so gestaltet sein, dass sie möglichst für alle Zielgruppen klar und leicht verständlich ist und eine stressfreie Bewegung im Gebäude ermöglicht.
Die Signaletik sollte bei einem Neu- oder Umbau möglichst früh mit geplant werden. Für den Grafiker bleibt so die Möglichkeit, sich mit architektonischen
Vorgaben auseinanderzusetzen. Ein interdisziplinärer Planungsablauf von Anfang an ist ideal. Was muss der Architekt beachten, was der Grafiker? Wie kann das architektonische Konzept bereits zu einem frühen Zeitpunkt das Leitsystem durch das Gebäude beeinflussen, und was bedeutet dies für den Entwurf? Es ist also zum gebäudeplanerischen Masterplan auch ein signaletischer Masterplan erforderlich. Durch geschickte Architektur kann bei Neubauten eine komplizierte Signaletik vermieden werden, und sogar während der Bautätigkeit kann gute Signaletik zur Effizienzsteigerung eingesetzt werden.
Signaletik kann aber nicht nur Orientierung, sondern auch Identität schaffen. Material und Farbe, die für die Signaletik eingesetzt werden, können auch als Visitenkarte für das Gebäude dienen. Corporate Design gilt als Identitätsstiftung und auch die Signaletik kann diese Identitätsstiftung unterstützen. Für Bauherren, Architekten und Grafiker ein schwieriges Zusammenspiel von Ideen und konzeptionellen Ansprüchen.
Navigation mit Smartphone
Elektronische Navigationssysteme – ob im Auto oder auf dem Smartphone – nutzt fast jeder. Ist es nicht naheliegend, ein solches System auch in komplexen Gebäuden wie Spitälern einzusetzen?
In Dänemark wird am Odense University Hospital bereits eine App eingesetzt, die vom Krankenhaus entwickelt wurde und die man sich einfach herunterladen kann. Mit der App lassen sich nicht nur Behandlungstermine, Ärzte und wichtige Informationen finden, sondern sie enthält auch ein Navigationssystem durch das Gebäude. Dazu wird natürlich eine entsprechende technische Infrastruktur benötigt. Diese ist aufwändig und teuer. Aber wie teuer ist es, hoch qualifi zierte und ausgelastete Pflegekräfte damit zu beschäftigen, Auskünfte zu erteilen?
Im Alice Hospital in Darmstadt wurde dies erkannt und ebenfalls ein Weg zur digitalen Signaletik gesucht Letztendlich wird eine gute Signaletik heute auch einfach erwartet. Wer nicht sofort seinen Weg findet, wird ärgerlich, gestresst, frustriert. Dies zu ändern ist eine Aufgabe, die Spannung aus einem sowieso schon schwierigen Umfeld (Einschränkungen, Krankheit) nehmen und mit geschickter Farbgebung und ansprechendem Design allen Beteiligten viel Freude bereiten kann.
Erschienen in der Fachzeitschrift sgp Report (Ausgabe 16 / 2018). Den Artikel als PDF herunterladen.